Konzert III 2016: Münchner Merkur – Schongauer Nachrichten/Weilheimer Tagblatt 19. Juli 2016

Sophia Brommer wird zur Lichtgestalt in der Wies

Eine ganz andere Klangsprache erwartete diesmal die Konzertbesucher der bis auf den letzten Platz gefüllten Wieskirche, deren prachtvoller Innenraum durch das strahlende Sonnenlicht besonders golden glänzte. Weit ab von barocker Innerlichkeit, einer Leicht- und Luftigkeit zur Zeit der Wiener Klassik hatte sich der Dirigent und Künstlerische Leiter von Musik im Pfaffenwinkel für eine französische Mischung der ausgehenden Romantik entschieden. Wuchtig, pompös, unüberhörbar an italienische Operntradition gemahnend standen Bizets „Te Deum“ und Gounods „Cäcilienmesse“ … auf dem letzten Sonntagsprogramm der erfolgreichen Sommer-Konzertreihe.

Vorangestellt hatte man den „Orgelreißer“, die 5. Orgelsymphonie von Charles-Marie Widor. … Mit dem Organisten und Kirchenmusiker von Mariae Himmelfahrt in Schongau, Andreas Wiesmann, hatte man auf einen bereits seit längerem eingebundenen Partner zugegriffen. Leitet er doch gemeinsam mit Christian Fröhlich die Proben des höchst energiegeladen agierenden Gemischten Chores im Pfaffenwinkel. … Spieluhrencharakter entwickelt Wiesmann im Allegro cantabile, choralartig auf- und abschwellend bewegt sich das Adagio, wie eine Tausendfüßler-Musik rauscht die weltbekannte Toccata durch die Wies. …

Plakativ ist die Sprache von Bizet, massig und opernhaft der üppige Chorklang in seinem „Te Deum“, der Vertonung des „Ambrosianischen Lobgesangs“ aus dem 4. Jahrhundert.

Der Gemischte Chor im Pfaffenwinkel schöpft an diesem Abend ganz aus dem Vollen. Groß, mächtig und imponierend wallt, packt und rüttelt es am filigranen Barock der Wies. Wie gewohnt gestaltet Fröhlich mit den Fäusten, mit ganzem Körpereinsatz, völlig hingegeben an die Musik. Für die beiden jungen Solisten, den Tenor Joshua Owen Mills, der sich mit feiner Kopfstimme, jedoch ohne überzeugende Höhe etwas zu sehr aufs operntheatralische Parkett begibt, … und den warm strömenden Bass Thomas Stimmel ist es schwierig, eine stimmliche Balance dem Orchester gegenüber zu wahren. … Mühelos … überstrahlt die in allen Nuancen berührende Sopranistin Sophia Brommer diesen Abend. Großbogig nutzt sie … alle Möglichkeiten ihrer wundervollen Stimme, wird so auch in Gounods „Cäcilienmesse“ zur Lichtgestalt der Interpretation. Sanft fließend, klar, mühelos, technisch souverän gleitet ihr Gesang zu den staunenden Zuhörern.

Trotz leichter Verständigungsschwierigkeiten zwischen Orchester und Chor … schenkt Fröhlichs Zugriff immer wieder starke, bewegende Momente mit gefühlvollen Orchesterzwischenspielen, sanft im Holz, weich im Streicherapparat, enthusiastisch im Chor.

In Solidarität mit der durch den Terror erschütterten französischen Nation erhebt sich das ganze Auditorium auf Christian Fröhlichs Zeichen bei Gounods Schlussgebet „Prière de la Nation“. …

 Dorothe Fleege

 

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